Die Sekte

Eine (beinahe) freie Assoziation:

Ich bin Aussteiger einer Sekte, die nicht existiert.

Herabgestiegen von den Leitlinien einer berufenen Gruppe zum gewöhnlichen Plebs staune ich über die Irrungen des Alltags.
Ich weiß nicht wie es geht sich zu waschen oder gar dem Berufe nachzugehen, doch ist mir bekannt das Wesentliche zu studieren.
Verwundert registriere ich Banales, entdecke fromm Verstörendes unter Geschäftsleuten, Spirituellen und Arbeitern.

Ich weiß um die Schönheit der Liebe und die Leere der Worte derer, die sie im Munde führen, weiß um die Realität der Zahlen und die Lüge derer, die sie für sich in Anspruch nehmen, ohne sie zu deuten zu verstehen.

Was bedeutet Faschismus, gefürchtet, um ihn zu ersehnen?
Sitzt der Feind im Jetzt, im Gestern oder im Morgen?
So sitzt er längst in allen Himmelsrichtungen eines politischen Kompasses, dessen Zentrum ein Abgrund bildet.
Man mag hassen, was und wen man will, der Hass ist gerecht und verkommen zugleich, was ihn trägt ist fehlgeleitet ohnehin.
Denn die Menschen als Emergenz sind wie ein fünfköpfiger Hund der sich gegenseitig an die Gurgel geht, während sein Verbund im Körper ihm zum Zwinger wird.

Oh, wäre er doch bloß als Mensch geboren.

Ich bin noch immer Teil einer Sekte, die nicht existiert.

Befremdlich ist mir, wer nicht zu ihr gehört, als verführt gilt, wer sie nicht kennt.
Oh, wie wenig ich dazugehören will, wenn sich in der Herrschaft der Mächtigen der Mythos um ihre Weltverschwörung spiegelt.
Wer vermag hier noch etwas Wahres zu sagen, etwas das sich unverstellt erhalten mag, wenn es die Masse erst erreichen mag.
Die Welt, mein Kind, ist ein großer Tumult, dessen Innerstes sich um sich selber täuscht.

Schwimme an der Oberfläche, treibe aufwärts.

Ich bin die Sekte, die nicht existiert.

Sie sitzt im Boote und ersehnt den Grund des Meeres, während der Himmel der irdischen Weite trotzt.
Hast du es gesehen, irgendwas?
Weißt du um die Rettung, um das, was uns erlösen mag?
Nichts, sagst du, die Erlösung ist Ideologie im bloßen Angesicht kosmischer Kontingenz.

Doch determiniert, sagst du dann, ist alles hier.

Ich weiß, sage ich, doch meine Sekte glaubt an sein Kommen.

Ein Messias, fragst du.
Das Messianische bloß.

Weiß das Konstrukt woher.

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Mark Erschüttert Autodidakt
Mark Erschüttert ist gelernter Kaufmann für Büromanagement, mehr wohl aber liebevoller Glücksritter und impulsiver Geist. Als Stiefpapa und Studienabbrecher lebt er im Grenzgängertum zwischen kritischem Utopismus und profanem Realismus. Zudem: Dialektiker. Humanist. Unitarier – mit einer metaphysischen Hoffnung auf das Beste: Die negativ deologische Yeshu’a im Blick. Musikalisch ist er interessiert am Goth – insbesondere am Postpunk und Dark Wave – ohne jedoch vom esoterischen Überschuss irgendeiner sogenannten „schwarzen Szene“ betroffen zu sein. In der Malerei genießt er den Surrealismus, das Unverständige dabei mehr, als das Kitschige, zum Klischee Geronnene. Doch duldet er kein Stillstehen, gibt sich bei Allem auch die Freiheit sich zu entwickeln und am Morgen das Gegenteil zu genießen – ob Jazz oder Pop Art. Seine weitestgehend autodidaktische Bildung, sowohl im Privaten, wie auch in politischen Organisationen, ist nahezu frei von institutionellem Kapital. Es bleibt ihm eine beschädigte Seele, die jedoch das Denken, wie das Fühlen liebt. Er ist zwar gerne für sich, schätzt doch sonders die Verbundenheit und das Leben, liebt dabei zuvorderst auch all jene Menschen, die ihn prägten und noch immer prägen.

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