Sozialstaat

Inwiefern der Sozialstaat einen Fortschritt und Segen darstellt, erkennen insbesondere die Bedürftigen oft erst, wenn er nicht mehr existiert oder im Begriff ist zu verschwinden, während er doch aber zumindest einmal zuvor real erfahrbar war.

Dies Versäumnis liegt aber wohl auch an der wohlfeilen Perfidie, vor die sich die falsche Naturwüchsigkeit jener Einrichtung schützend stellt:

Zuerst, so mag es die rein logische Rekonstruktion dieses Prozesses darlegen, setzt der nationalstaatliche Rahmen das privatwirtschaftliche Eigentum fest, garantiert die Konkurrenz und das subsidiäre Prinzip der Selbsterhaltung, schafft somit die Prämisse zur Akkumulation des Kapitals überhaupt.
Schließlich und als Zweites findet sich diese Ordnung mit dem Problem der hierfür beunfähigten oder der hierdurch beschädigten Individuen konfrontiert und beschließt im besten Falle (oder lässt sich vielmehr erfolgreich zum Wohle der Menschheit erpressen) Sozialleistungen zu gewähren.

Der psychische Effekt auf die Betrogenen aber ist vermaledeit:
Nach der Erfahrung des Scheiterns an den Zurichtungen und der Abhängigkeit gegenüber des totalitären Leistungsprinzips, erfährt das gebrochene Individuum Gnade durch die bürokratisch behürdete und sanktionierende Sozialhilfe, wie Arbeitslosengeld, Wohngeld, Krankengeld, Familiengeld oder Erwerbsminderungsrente – stets dabei natürlich unter dem Druck des Finanzierungsvorbehaltes oder des Gutdünken des wankelmütigen politischen Klimas.

Es bleibt dabei zurück das Gefühl der Minderwertigkeit, der Hilfsbedürftigkeit, des Parasitären – gespiegelt nicht zuletzt auch im Blick des großen Anderen, der dieses Urteil regelmäßig auch auszusprechen vermag.

Das erste Verbrechen aber, also jenes der in der Basis bereits falschen Grundbedingung der Staats- und Marktanarchie, bleibt letztlich unsichtbar.

Die Schuld für die Sünde somit – als die des emergenten Gesetzes der fetischistischen Ewigkeit aller abstrakten Arbeit gegen den freien Menschen – lastet einzig auf dem Einzelnen.

Und dieses im Mindesten unter Strafe des Gesichtsverlusts beim Scheitern am Gesetz, solange der Sozialstaat noch stark ist.
Ohne ihn dagegen verliert der Kaputte ganz unmittelbar – Leben oder Seelenheil.

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Mark Erschüttert Autodidakt
Mark Erschüttert ist gelernter Kaufmann für Büromanagement, mehr wohl aber liebevoller Glücksritter und impulsiver Geist. Als Stiefpapa und Studienabbrecher lebt er im Grenzgängertum zwischen kritischem Utopismus und profanem Realismus. Zudem: Dialektiker. Humanist. Unitarier – mit einer metaphysischen Hoffnung auf das Beste: Die negativ deologische Yeshu’a im Blick. Musikalisch ist er interessiert am Goth – insbesondere am Postpunk und Dark Wave – ohne jedoch vom esoterischen Überschuss irgendeiner sogenannten „schwarzen Szene“ betroffen zu sein. In der Malerei genießt er den Surrealismus, das Unverständige dabei mehr, als das Kitschige, zum Klischee Geronnene. Doch duldet er kein Stillstehen, gibt sich bei Allem auch die Freiheit sich zu entwickeln und am Morgen das Gegenteil zu genießen – ob Jazz oder Pop Art. Seine weitestgehend autodidaktische Bildung, sowohl im Privaten, wie auch in politischen Organisationen, ist nahezu frei von institutionellem Kapital. Es bleibt ihm eine beschädigte Seele, die jedoch das Denken, wie das Fühlen liebt. Er ist zwar gerne für sich, schätzt doch sonders die Verbundenheit und das Leben, liebt dabei zuvorderst auch all jene Menschen, die ihn prägten und noch immer prägen.

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