Tsunami

Als Kind lernte ich Ebbe und Flut an der Nordsee kennen. Noch heute verbindet mich viel Emotion mit diesem Phänomen:
Spiel, Faszination, Fürwitz.

Hinzu trat später – in meiner Jugend – bedauernswerter Weise die Information darüber, was Tsunami genannt wird.
Ich erfuhr zudem, dass es passieren mag, dass auch hier das Wasser zunächst abebbt, verschwindet, jedoch deutlich schneller, als ich es aus meiner Kindheit kannte.

Ich erinnere mich, dass ich selbst – zurück im Kindesalter – dem mir unschuldig entgegen tretenden Meer neugierig hinterherlief.
Und wohl auch bei den erwähnten, außerordentlichen Katastrophen mögen erfahrungsdurstige Strandgänger dieser Versuchung nachgehen, ohne indes zu ahnen, was sie bedeutet.
Ich sehe mich selbst darin, naiv und guter Dinge, stapfend durch offenen Meeresgrund und solange in euphorische Verzückung geraten, bis das Wasser mit ungezähmter Wucht zurückkehren muss, weit vom Horizonte her – wie eine rollende Wand.

Ich entkäme wohl nicht, würde schließlich überholt werden, verlöre bald den Boden, hinzu alles Oben und Unten, würde emporgehoben, zerdrückt und geworfen, bis ich verzweifelt und – von erstickter Panik erfasst – einatmete.

Mich lässt diese Szene nicht los:
Der Moment der Realisierung beim Anblick der rasenden Mauer, der Augenblick der erdrückenden Schwerelosigkeit.
Und auch der unschuldige Wissensdrang des Forschenden im Watt, das Staunen des frohsinnigen Kindes, das den Tod nicht kennt und erkennt, gehen mir nahe.

Und dann kommt die Welle.

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Mark Erschüttert Autodidakt
Mark Erschüttert ist gelernter Kaufmann für Büromanagement, mehr wohl aber liebevoller Glücksritter und impulsiver Geist. Als Stiefpapa und Studienabbrecher lebt er im Grenzgängertum zwischen kritischem Utopismus und profanem Realismus. Zudem: Dialektiker. Humanist. Unitarier – mit einer metaphysischen Hoffnung auf das Beste: Die negativ deologische Yeshu’a im Blick. Musikalisch ist er interessiert am Goth – insbesondere am Postpunk und Dark Wave – ohne jedoch vom esoterischen Überschuss irgendeiner sogenannten „schwarzen Szene“ betroffen zu sein. In der Malerei genießt er den Surrealismus, das Unverständige dabei mehr, als das Kitschige, zum Klischee Geronnene. Doch duldet er kein Stillstehen, gibt sich bei Allem auch die Freiheit sich zu entwickeln und am Morgen das Gegenteil zu genießen – ob Jazz oder Pop Art. Seine weitestgehend autodidaktische Bildung, sowohl im Privaten, wie auch in politischen Organisationen, ist nahezu frei von institutionellem Kapital. Es bleibt ihm eine beschädigte Seele, die jedoch das Denken, wie das Fühlen liebt. Er ist zwar gerne für sich, schätzt doch sonders die Verbundenheit und das Leben, liebt dabei zuvorderst auch all jene Menschen, die ihn prägten und noch immer prägen.

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