Als Kind lernte ich Ebbe und Flut an der Nordsee kennen. Noch heute verbindet mich viel Emotion mit diesem Phänomen:
Spiel, Faszination, Fürwitz.
Hinzu trat später – in meiner Jugend – bedauernswerter Weise die Information darüber, was Tsunami genannt wird.
Ich erfuhr zudem, dass es passieren mag, dass auch hier das Wasser zunächst abebbt, verschwindet, jedoch deutlich schneller, als ich es aus meiner Kindheit kannte.
Ich erinnere mich, dass ich selbst – zurück im Kindesalter – dem mir unschuldig entgegen tretenden Meer neugierig hinterherlief.
Und wohl auch bei den erwähnten, außerordentlichen Katastrophen mögen erfahrungsdurstige Strandgänger dieser Versuchung nachgehen, ohne indes zu ahnen, was sie bedeutet.
Ich sehe mich selbst darin, naiv und guter Dinge, stapfend durch offenen Meeresgrund und solange in euphorische Verzückung geraten, bis das Wasser mit ungezähmter Wucht zurückkehren muss, weit vom Horizonte her – wie eine rollende Wand.
Ich entkäme wohl nicht, würde schließlich überholt werden, verlöre bald den Boden, hinzu alles Oben und Unten, würde emporgehoben, zerdrückt und geworfen, bis ich verzweifelt und – von erstickter Panik erfasst – einatmete.
Mich lässt diese Szene nicht los:
Der Moment der Realisierung beim Anblick der rasenden Mauer, der Augenblick der erdrückenden Schwerelosigkeit.
Und auch der unschuldige Wissensdrang des Forschenden im Watt, das Staunen des frohsinnigen Kindes, das den Tod nicht kennt und erkennt, gehen mir nahe.
Und dann kommt die Welle.


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