Gerechte Hölle

Ich weiß ja, die Vorstellung der Hölle ist ein pädagogisch autoritäres und metaphysisch durchaus unwahrscheinliches Konzept.

Und doch:

Der Impuls jener Hoffnung, dass es doch so etwas wie eine Sühne gäbe – ein jüngstes Gericht oder zumindest die Strafe der Erkenntnis für Leute, die objektiv Grausiges tun, während dieselben zumindest äußerlich keinerlei Reue oder Schuldbewusstsein zu besitzen scheinen – ist nachvollziehbar und gewiss nicht unvernünftig.

Alle Mobber, Mitläufer, Großmäuler, Chauvinisten, Schreibtischtäter, Untertanen und Gewalttäter – bis hin zu den großen Widerlingen der Politik und Geschichte –
sie alle würden hiernach in Gerechtigkeit gerichtet werden, in ihrer Verantwortung zum Menschen wirklich ernst genommen.
Insbesondere gegen jene, die auf Erden bis zu Letzt bloß Bestätigung und Lohn für ihre reaktionäre Sittenlosigkeit erfuhren, hieße dieser Prozess ein tiefes und entlastendes Seufzen all jener, die ihrerseits im Leben so grundlos ihr Leid erfuhren.

Wo wäre der humanistisch gesinnte Atheist, der nicht trotz aller intellektueller Ferne zur religiösen Dogmatik zumindest dieser Träumerei ab und an nachhinge?

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Renard Volant Romancier
Renard Volant schafft seine Werke vornehmlich im Genre der aufgeklärten Schauerromantik als Vertreter des Reasonable Gothic.Seine Schriften durchziehen morbide, philosophische, politische, erotische, wissenschaftliche, surreale, historische, religiöse und psychologische Themen, stets getragen vom Geiste eines hedonistisch-moralischen Universalismus.Die Themen seiner Arbeit umfassen Ebenen der Natur, der Gesellschaft und des Individuums, zentriert um die Frage nach der Freiheit, als In- und Jenseits der Notwendigkeit.Der Mord am gesellschaftlichen Gott und am Vaterland interessiert ihn ebenso grundlegend, wie das Ende der auferlegten Arbeit und des erzwungenen Todes selbst, was den Beginn aller wahren Leidenschaften bedeutete.Renard Volant ist ansonsten reine Negation. Er hat keinerlei Vergangenheit, dabei jedwede Zukunft.

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