Hommage an Mark Erschüttert

Alien

Da war ein Gedanke, noch ein bloßes Gefühl,
Ein Beweis war es mehr doch, führt zu sengendster Glut‘,
Keine Mittel zum Zwecke, keine Liebe zuviel,
Zwar auf Erden geboren, doch fremd bleibt mein Mut.

Ein Wort dringt heran, das Entfremdung mir nennt,
„Alienation“ auf Englisch – ein Begriff, der mich trennt.
Ich meinerseits selbst bin als Alien gedieh’n,
Chinin und Citrin, Facetten, Panzer, Chitin.

Alienisch das Leben mit des Mensch Ignoranz,
Sie plappern zwar irdisch – doch die Zungen mir fremd.
Was hat es bloß auf sich im Mangel jener Substanz?
Ihre Grammatik ist logisch, doch Bedeutung gehemmt.

Ich tausche Arbeit für Lohn, für Gehalt oder Spesen,
Auch das ist alienisch – Geld kann Gebrauchswert nicht lesen.
Ich borge ihr Reden, verwechsle Freude mit Glück,
Und ich sehne mich qualvoll nach Vallis Vitae zurück.

Von Kollegen umgeben, deren Konstanz überrascht,
Ihr ewiges Vorurteil spiegelt Aliennatur.
Ist’s alienisch, alienisch, hab ’nen Gedanken erhascht:
Ihre Dynamik ist statisch, ihr Vorbild reinste Tortur.

Ein jeder könnte klüger, schöner, glücklicher sein,
Gesünder, empathischer, bloß kein Alien, nein.
Ihre Augen sind feucht und trüb, gezeichnet in Schrammen,
Von welchem Planeten mochten sie wohl einst stammen?

Wie ist es, zu leben, ein Alien zu sein?
Wie fühlt sich das Wesen, ohne Fleisch und Gebein?

Der Geist, er mag schweben, doch tief stürzt die Brust,
Potential wird getrachtet, die Zerstörung geschreckt.
Ein Blick in den Himmel, unter See meine Lust,
Mein Finger, er leuchtet, „bringt mich endlich hier weg!“

Glaubt nicht, ich sei menschlich, gebt auf, dies zu meinen,
Finstre Augen und Blicke, die Versammlung im Reinen.
Zum Beweis sprech’ ich Alien, mein Wort sei ein Lob:
„Gruleka manek elas, mein Name sei Pop.“

Wie ist es bloß möglich, solch ein Alien zu sein?
Wie mag es sich fühlen, ein Leid ohne Schein?

Da war ein Gedanke, noch ein bloßes Gefühl,
Ein Beweis war es mehr doch, führt zu sengendster Glut‘,
Keine Mittel zum Zwecke, keine Liebe zuviel,
Zwar auf Erden geboren, doch fremd bleibt mein Mut.

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Renard Volant Romancier
Renard Volant schafft seine Werke vornehmlich im Genre der aufgeklärten Schauerromantik als Vertreter des Reasonable Gothic. Seine Schriften durchziehen morbide, philosophische, politische, erotische, wissenschaftliche, surreale, historische, religiöse und psychologische Themen, stets getragen vom Geiste eines hedonistisch-moralischen Universalismus. Die Themen seiner Arbeit umfassen Ebenen der Natur, der Gesellschaft und des Individuums, zentriert um die Frage nach der Freiheit, als In- und Jenseits der Notwendigkeit. Der Mord am gesellschaftlichen Gott und am Vaterland interessiert ihn ebenso grundlegend, wie das Ende der auferlegten Arbeit und des erzwungenen Todes selbst, was den Beginn aller wahren Leidenschaften bedeutete. Renard Volant ist ansonsten reine Negation. Er hat keinerlei Vergangenheit, dabei jedwede Zukunft.

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