Linke und konservative Regression

Was Linke und Konservative verbindet:

Während der Konservatismus sich darüber den Kopf zermartern mag, wie er konservativ bleiben kann, ohne sich dabei von Rechten die ideologische Butter vom Brötchen nehmen zu lassen, wiesen Linke seit jeher darauf hin, dass der Konservatismus selbst bereits die Vorstufe dessen sei, was rechts oder gar rechtsextrem genannt werden kann.

Die Linke konnte dies behaupten, weil es ohne Zweifel richtig ist: Ohne Nation, kein Nationalismus, ohne Privateigentum keine Ausbeutung (unter Leitung des Kapitals als automatisches Subjekt).

Doch diese Argumentation erhält genau dann den Geruch der Pestilenz, wenn die Linke selbst beginnt rechte Ideologeme zu teilen oder sie gar die Konservativen zumindest in Teilen beginnt rechts zu überholen. Dies geschieht gerade.

Ich spreche hier jedoch nur von „Teilen“, da der klassische Konservatismus, der die gegebene Ungleichheit seit jeher als die einzig mögliche hält, selbstredend noch die Nase vorne hat, was Rassismus oder Sexualchauvinismus angeht. Wem etwas am Recht auf Asyl liegt, wer Frauen und Männer nicht aus biologischer Determinierung in Menschen unterschiedlichen Persönlichkeitstyps einteilt oder wer homosexuelle, wie bisexuelle Liebesbeziehungen als selbstverständlich ansieht, findet innerhalb des konservativen Lagers wenig Verbündete.

Auch ist es im selben Maße elitär wie provinziell, wenn konservative Analysten sich fragen, was denn ihre potentielle Wählerschaft in die Arme der Extremisten „treibt“, als seien diese bloße Automaten, die auf kritischen Input (im akuten Falle irgendetwas mit Migration) nur mit (Rechts-)Extremismus reagieren können.

Doch, selbstverständlich, auf Basis einer freudomarxistischen Perspektive und auch aus statistischer Entfernung heraus ließe sich durchaus fragen, unter welchen Bedingungen Menschen anfällig werden für Demagogie, doch nur in der Tendenz und auch nur auf Hinblick einer Strategie, die die Grundprinzipien republikanischer Grundordnung als eine tunlichst universelle nicht hintertreibt.

Jedoch ist das Wort „treiben“ hierbei völlig fehl am Platz: Der Mensch als Subjekt in der Welt des Kapitals, der Nation und der Religion, ist sicherlich gebrochen und aus Scherben geformt, doch noch immer Träger eigener Entscheidungen, oftmals jedoch gänzlich fern der eigenen Wahrnehmung: Das Ich, nach psychoanalytischer Lesart, wählt seine Neurosen im Unbewussten, wählt die Abwehrmechanismen, die es ihm erlauben statt sozialer Befreiung die soziale Autorität zu fordern, sich mit ihr zu identifizieren, als etwas zu rettendes oder zu schaffendes, dabei zugleich den Untertanen in sich zu suchen und zu verfolgen, wer die Ordnung verletzt und den kleinen Mann projektiv imaginiert, erniedrigt.

Doch die Linke hat es mittlerweile meisterlich verstanden ihrerseits dem Antisemitismus das Wort zu reden, religiösen Fundamentalismus zu goutieren, sofern es sich dabei um jenen „der Anderen“ handelt und Diktaturen zu vertrauen, die noch hinter die Vorteile der bürgerlich-parlamentarisch regulierten Herrschaft des Kapitals zurückfällt.

Auch ihre Entscheidungen sind somit eine unbewusste Wahl der Vernichtung, eine ebenso projektive Verfolgung des großen Anderen als Gesetz der Konkurrenz auf höherer Ebene, der Staatenanarchie, im Einzelnen, im Juden. Der Zionismus, als vermeintlicher Ausdruck all dessen, was die Welt im inneren auseinandertreibt, gilt ihnen als Übeltäter, Israel als Jude unter den Staaten als Hintertreiber des Menschenrechts, unabhängig der Tatsache, dass es gerade die autoritären Regime seiner Nachbarschaft sind, die vom Menschenrecht nur so viel halten, wie es die Tagespolitik und die Diplomatie ihnen gebietet.

Nicht zuletzt praktiziert die Linke eine rigide Kulturkampfpolitik, die jener der Konservativen in nichts nachsteht, mit allen Mitteln der Zensur und des Mobbings und dabei Fehler begeht, die aus den eigenen Reihen so nicht mehr als kritisierbar und somit korrigierbar erscheinen.

Wer als einer der ihren zu Themen wie „Was ist Geschlecht?“, „Ist Prostitution sexuelle Ausbeutung? (Ja)“, „Können islamistische Terrororganisationen Ausdruck legitimen Widerstands sein? (Nein)“ oder „Trägt der Zionismus die Schuld am Elend der Palästinenser? (Nein)“, wird, in der Tat, gerne gecancelt, wenn die Möglichkeit besteht. Innerhalb der Linken geht das tatsächlich, gesamtgesellschaftlich versucht man es stetig, mal mehr und mal weniger erfolgreich.

Was bleibt einem da noch übrig, als aus der Ferne, irgendwo zwischen Liberalismus und Kommunismus, verbal um sich zu schießen, in der Hoffnung zu verfehlen, was noch Leben enthält.

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Mark Erschüttert Autodidakt
Mark Erschüttert ist gelernter Kaufmann für Büromanagement, mehr wohl aber liebevoller Glücksritter und impulsiver Geist. Als Stiefpapa und Studienabbrecher lebt er im Grenzgängertum zwischen kritischem Utopismus und profanem Realismus. Zudem: Dialektiker. Humanist. Unitarier – mit einer metaphysischen Hoffnung auf das Beste: Die negativ deologische Yeshu’a im Blick. Musikalisch ist er interessiert am Goth – insbesondere am Postpunk und Dark Wave – ohne jedoch vom esoterischen Überschuss irgendeiner sogenannten „schwarzen Szene“ betroffen zu sein. In der Malerei genießt er den Surrealismus, das Unverständige dabei mehr, als das Kitschige, zum Klischee Geronnene. Doch duldet er kein Stillstehen, gibt sich bei Allem auch die Freiheit sich zu entwickeln und am Morgen das Gegenteil zu genießen – ob Jazz oder Pop Art. Seine weitestgehend autodidaktische Bildung, sowohl im Privaten, wie auch in politischen Organisationen, ist nahezu frei von institutionellem Kapital. Es bleibt ihm eine beschädigte Seele, die jedoch das Denken, wie das Fühlen liebt. Er ist zwar gerne für sich, schätzt doch sonders die Verbundenheit und das Leben, liebt dabei zuvorderst auch all jene Menschen, die ihn prägten und noch immer prägen.

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