Schuld und Scham
Der Unterschied zwischen Schuld und Scham liegt in der Richtung der Anklage: Schuldig fühlt man sich, wenn man sich selbst für schlecht hält, schämen tut man sich, wenn andere es tun – könnten.
Denn trotz dieser Unterscheidung kann Unrecht im Erleben geschehen, auch über die Lüge äußerlicher Moral hinaus.
So fühlt man Schuld auch ohne schuldig zu sein, fühlt sich beschämt, ohne dass der fremde Finger einen trifft.
Verdammung und Moral
Verdammt ist man schließlich, wenn sich dieses christlich-bürgerliche Erbe (welches sicherlich nicht limitiert ist auf diese eine Wurzel) in seinem Komplott mit libidinöser Lust verquickt:
Der Sadomasochismus ist sodann der Teufel, geboren aus der verschämten Christin und des sündigen Christen Begierde, die die Strafe fürchten, ersehnen und schließlich ritualisieren – vollstreckend oder empfangend.
Tod und Trieb
Quelle und Richtung dieses Selbst verzehrenden Triebes ist jedoch mitnichten der gesellschaftliche und natürliche Tod als letztes, sondern seine bloße Nähe im Versuch des Entrinnens des letzten Sturzes in ihn hinein, die Hinwendung schließlich zum Leben in letzter Sekunde als Zwang.
Der Sex liegt somit in der Rebellion, doch noch immer gefangen im Korsett des Gesetzes, konservativ, zynisch und antikonventionell zugleich.
Schuld und Scham müssen letztlich so sein, sie müssen da bleiben – um zu treiben.
Doch Schweiß und Geschrei sind ihre glücklichen Kinder, ein Vorgeschmack auf die Freiheit, die freie und unbefangene Liebe verhieße…
Dieses jedoch erst, wenn der hartnäckige Dämon ihrer Großväter nicht mehr im geschundenen Geiste der unmoralisch gewordenen Moralistin nistete.


Schreibe einen Kommentar